Amtseinführung von Pfarrer und Pfarrvorständ:innen in der neuen Pfarre Linz-Mitte

Nach Jahren intensiver Vorbereitung wird mit 1. Oktober 2025 das Dekanat Linz-Mitte als neue Pfarre Linz-Mitte kirchenrechtlich gegründet. Geleitet wird die Pfarre von Pfarrer Kan. KonsR Dr. Martin Füreder in Zusammenarbeit mit Pastoralvorständin Monika Weilguni und Verwaltungsvorstand Andreas Janschek MBA MSc. Wesentlich bleiben bzw. weiter intensiviert werden die Zusammenarbeit bzw. die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen, Seelsorger:innen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen vor Ort in den Pfarrteilgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Am 27. September 2025 wurden der Pfarrer und die beiden Vorständ:innen in der Pfarrkirche Linz-Hl. Familie durch Bischof Manfred Scheuer feierlich in ihr neues Amt eingeführt.
Das Pfarrgebiet von Linz-Mitte geht vom Franckviertel bis ins Zaubertal und vom Froschberg bis zum Hafen. Es umfasst 8 Pfarrteilgemeinden und zahlreiche pastorale Orte wie Seniorenheime, Jugendzentren, Krankenhäuser, die Ursulinenkirche und den Alten Dom. Die 8 Pfarrteilgemeinden sind Linz-Mariendom, Linz-Don Bosco, Linz-Heilige Familie, Linz-Stadtpfarrkirche, Linz-St. Konrad,Linz-St. Margarethen, Linz-St. Martin am Römerberg und Linz-St. Severin. Besonderheiten sind das Innovationsprojekt „Kirchenraumpastoral“ und das Projekt Sozialraumorientierung, das bisher im Franckviertel wirksam war und nun schrittweise auf die gesamte Pfarre Linz-Mitte ausgedehnt wird.
Gemeinsam auf dem „Pilgerweg der Hoffnung“ unterwegs
Pilgern ist ein wesentliches Element des Heiligen Jahres 2025. Deshalb verband die zukünftige Pfarre Linz-Mitte das Fest der Amtseinführung mit einem „Pilgerweg der Hoffnung“ im Pfarrgebiet. Auf drei verschiedenen Pilgerrouten waren etwa 80 Personen in mehreren begleiteten Gruppen im Linzer Stadtzentrum unterwegs, um Menschen und Orten der Hoffnung zu begegnen. An speziellen „Orten der Hoffnung“ hielten sie inne, um „Botschafter:innen der Hoffnung“ zu begegnen. Alle Wege führten schließlich zur Pfarrkirche Linz-Hl. Familie, wo die Pilger:innen von der „Froschberg-Musi“ musikalisch begrüßt wurden.
Vielfalt als Anliegen der neuen Pfarre
Den Festgottesdienst zur Amtseinführung von Pfarrer und Pfarrvorständ:innen feierte Bischof Manfred Scheuer gemeinsam mit Priestern und weiteren Seelsorger:innen aus den Pfarrteilgemeinden am 27. September 2025 um 17 Uhr in der Pfarrkirche Linz-Hl. Familie mit den Gläubigen. Gekommen waren Vertreter:innen aller 8 Pfarrteilgemeinden und der pastoralen Orte und zahlreiche Pfarrmitglieder der neuen Pfarre Linz-Mitte. Aus den Pfarrteilgemeinden feierten Ministrant:innen den Festgottesdienst mit. Die Politik war durch die designierte Vizebürgermeisterin Karin Leitner und Vizebürgermeister Martin Hajart vertreten.
Auf Ökumene und interreligiösen Dialog legt die Pfarre Linz-Mitte besonderen Wert. Zu den Mitfeiernden gehörten auch der rumänisch-orthodoxe Pfarrer Sorin Bugner sowie Zumret Ademi und Stv. Imam Asim Ibaraimi vom Albanischen Kulturverein Bashkim. Von der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Innere Stadt feierten die amtsführende Pfarrerin Veronika Obermeir-Siegrist und die evangelische Kuratorin Irmgard Ostermann mit.
Im Gottesdienst war Vielfalt spürbar: Die musikalische Gestaltung übernahm ein Chor aus Sänger:innen aus den Pfarrteilgemeinden unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Peterl. Die Pilger:innen zogen mit ihren geschmückten Pilgerstäben ein, Vertreter:innen aus den Pfarrgemeinden und den pastoralen Orten brachten Taufwasser und erinnerten daran, dass die gemeinsame Taufberufung Grundlage für Pastoral und Seelsorge ist.
Beim Festgottesdienst bekundeten die Ernannten vor Bischof Manfred Scheuer und der versammelten Feiergemeinde ihre Bereitschaft, die Pflichten dieser Ämter auf sich zu nehmen: So versprachen sie, die Pfarre Linz-Mitte umsichtig zu leiten, in ihr die Grundvollzüge von Kirche lebendig zu halten, dafür zu sorgen, dass die frohe Botschaft des Evangeliums zeitgemäß verkündet wird, Arme und Bedrängte in die Mitte der Gemeinschaft zu stellen, an Freud und Leid der Menschen Anteil zu nehmen und mit Wertschätzung sowie im Dienst an der Einheit mit allen Haupt- und Ehrenamtlichen in den Pfarrgemeinden und pastoralen Orten zusammenzuarbeiten und dabei Bischof Scheuer gegenüber loyal zu sein.
Bischof Scheuer: „Das Leben vor Ort ist nach wie vor das Wichtigste“
In seiner Predigt griff Bischof Manfred Scheuer das Thema des Pilgerns auf. Durch die Pluralisierung der Lebenswelten seien Menschen zu Pilgern, Wanderern und Vagabunden geworden. Auch der Ort der Kirche sei nicht einfach ein statischer Raum, sondern ein Weg, ein Prozess. Allerdings, so der Bischof: „Wir sind mit unterschiedlichen Orientierungen, Desorientierungen und Antrieben unterwegs. In der neuen Pfarre ziehen nicht alle automatisch an einem Strang. Gerade da ist es wichtig, dass wir aufeinander hören, aufeinander schauen, voneinander lernen, miteinander teilen: die Zeit, den Glauben, die Begabungen, auch das Geld und Personal. Der Grundauftrag Jesu im Evangelium lautet: Bringt den Frieden und stiftet Frieden.“
Durch die Gründung der neuen Pfarre würden die bisherigen Pfarren in Pfarrgemeinden umgewandelt. „Das Leben vor Ort ist nach wie vor das Wichtigste“, betone der Bischof. Keine Pfarre oder Pfarrgemeinde könne alle Aufgaben erfüllen. Es gelte, die Stärken der einzelnen Pfarrgemeinden zu berücksichtigen und auf Vernetzung und Kooperation zu setzen. Ein gutes Miteinander brauche es auch in der Ökumene und im interreligiösen Dialog, wie Scheuer unterstrich.
Der Bischof betonte, Christinnen und Christen seien „Mitarbeiter im Reich Gottes, Mitliebende Gottes in dieser Welt“. Scheuer dankte in diesem Zusammenhang allen, die sich hauptamtlich und ehrenamtlich in vielfältiger Weise in der Pfarre Linz-Mitte engagieren und sie lebendig halten. „Wie viel von der Freundschaft mit Jesus und von der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft ist bei euch zu spüren! Wie viele Vereine und Freiwillige geben der Tradition ein lebendiges Gesicht!“, so der Bischof an die Feiergemeinde gewandt. Scheuers Dank galt auch allen, „die den Kirchenbeitrag mit Sympathie leisten. Sie signalisieren: Es ist gut, dass es euch, die Pfarre und die Kirche gibt.“
Feiern in Verbundenheit
Nach der Predigt von Bischof Manfred Scheuer bekannten Pfarrer Martin Füreder, Pastoralvorständin Monika Weilguni und Verwaltungsvorstand Andreas Janschek ihren Glauben. Nun erklärte Bischof Scheuer die Rechtmäßigkeit des Amtsantritts. Die Mitglieder der bisherigen Dekanatskonferenz, die sich aus Vertreter:innen der Pfarrgemeinden und pastoralen Orte zusammensetzt, drückten dem Pfarrer und den beiden Pfarrvorständ:innen per Handschlag ihre Verbundenheit und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit zum Wohl der ganzen Pfarre aus.
Abschließend segnete Bischof Scheuer die Neubestellten für ihren Dienst.
„Wir sind für die Menschen da“, heißt es im Pastoralkonzept der neuen Pfarre Linz-Mitte. Dieses DaSein auch für Menschen in Not kam bei der Kollekte zum Ausdruck. Die Spenden, die beim Festgottesdienst gegeben wurden, kommen Caritas-Arbeit in den Pfarrgemeinden und entwicklungspolitischen Projekten von Welthaus, der entwicklungspolitischen Fachstelle der Diözese Linz, in Tansania, Madagaskar und Brasilien zugute.
Ein besonders berührender Moment im Gottesdienst war das Gedenken an die Seelsorger:innen, Priester und Ordensleute, die in Linz-Mitte gewirkt haben und in den letzten Jahren verstorben sind, unter ihnen Prälat Josef Mayr, Prof. Peter Paul Kaspar, Hildegard Heissl, Roswitha Unfried und andere.
„Wir wollen eine lebendige Kirche in Linz-Mitte gestalten“
Am Ende des Gottesdienstes gratulierte die designierte Vizebürgermeisterin Karin Leitner im Namen der Stadt Linz dem Pfarrer und den Vorständ:innen der neuen Pfarre Linz-Mitte. Sie verglich in ihrem Grußwort das Fest der Amtseinführung mit einer Taufe: „Was man einem Kind zur Taufe wünscht, wünsche ich auch der neuen Pfarre Linz-Mitte: Liebe, Zuversicht und alles erdenklich Gute.“ Die Stadt Linz freue sich mit Linz-Mitte über die Pfarrwerdung und danke für das gute Miteinander, auch in der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, so Leitner.
Danach formulierten die Neubestellten ihre Freude und ihren Dank. Pfarrer Martin Füreder ging in seinen Worten auf das Pastoralkonzept ein, bei dessen Erstellung der Vielfalt in der neuen Pfarre Linz-Mitte Rechnung getragen wurde. „Mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen, den vielen Frauen und Männern, Laien, Ordensleuten und Klerikern haben wir gemeinsam Visionen, Ziele und Maßnahmen ausformuliert, die wir im noch einzusetzenden Pfarrlichen Pastoralrat in den nächsten Wochen offiziell beschließen wollen. Wir wollen mit euch allen eine lebendige Kirche von Linz-Mitte gestalten und so vielen, ob sie hier wohnen, ob sie hier regelmäßig oder gelegentlich unterwegs sind, die frohe und befreiende Botschaft verkünden, dass Gott in unserer Mitte ist.“ Füreder betonte auch die Bedeutung von Begegnungen mit anderen Konfessionen und Religionen sowie von Kooperationen mit den Einrichtungen der Stadtgemeinde und zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Pastoralvorständin Monika Weilguni unterstrich in ihrer Ansprache die Bedeutung der Präsenz von Kirche. „In verschiedenen Formen von solidarischem Handeln, mit spirituellen Impulsen und mit qualitätsvollen Beziehungen wollen wir als Kirche präsent sein. Wir wollen präsent sein für möglichst alle Generationen und sehen unsere Verantwortung besonders für jene in den ersten bzw. letzten Lebensjahrzehnten. Wir wollen geschützte Räume für Menschen anbieten, die sozial benachteiligt oder gesellschaftlich ausgegrenzt sind und besonderes Augenmerk auf die Kinder- und Jugendpastoral legen. Wir sind dankbar für die Kooperation mit den Seelsorger:innen in den Krankenhäusern und den Altenheimen.“
Verwaltungsvorstand Andreas Janschek betonte: „Wir wollen für viele Menschen erreichbar und ansprechbar sein.“ Er wolle gemeinsam mit den Sekretärinnen, Reinigungskräften und Mesner:innen und den ehrenamtlichen Finanzverantwortlichen zu guten Rahmenbedingungen für pastorales und seelsorgliches Arbeiten beitragen. „Neben der Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den Pfarrgemeindebüros und dem gezielten Ressourceneinsatz gilt es auch Verwaltungsprozesse zeitgemäß zu gestalten und zu digitalisieren“, so Janschek.
Die Pfarrstrukturreform
Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarre bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrteilgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit (auch finanzieller Art) für ihren Bereich bewahren können, zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorgeverantwortlichen. Die gemeinsame Erarbeitung pastoraler Schwerpunkte in einem pfarrlichen Pastoralkonzept konkretisiert das Wirksamwerden von Kirche in Verkündigung,Gottesdienst, Diakonie und Gemeinschaft in der Pfarre und den Pfarrgemeinden.
Geleitet werden die Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständ:innen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten (Pastoral- und Verwaltungsvorständ:innen). Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.
Ziel der neuen Struktur ist es vor allem, einen unterstützenden Rahmen für eine inhaltliche, an der Botschaft Jesu orientierte Neuausrichtung der Christinnen und Christen zu schaffen, damit Kirche im Sinne des Evangeliums auch weiterhin nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist. Bischof Manfred Scheuer im Diözesanblatt vom Mai 2021: „Kirchliche Strukturen sollen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Kirche als offene und positive Kraft in unserer Gesellschaft erlebbar ist.“